Shirodhara, der Stirnölguss, gehört zu den bekanntesten Praktiken der Ayurveda-Medizin. Soweit keine besondere Belastung des Kreislaufs vorliegt, kann er problemlos eingesetzt werden. Besonders gute Erfolge werden in Kombination mit einer Gesichtsmassage, dem Mukabhyanga, erzielt. Diese ayurvedische Massage, in die nicht nur das Gesicht, sondern auch der Kopf und Nacken mit einbezogen werden, dient nicht nur der Entspannung – sie ist zugleich eine Schönheitsbehandlung, die die Haut vitalisiert. Zwanzig Minuten sollte man sich für einem Stirnölguss mindestens Zeit nehmen, bis zu fünfzig Minuten sind möglich. Die Anwendung von Shirodhara sieht zwar einfach aus, aber ein wenig Erfahrung sollte der Behandler mitbringen. Dhara-Gefäße für den Stirnguss sind zwar überall im Ayurveda-Fachhandel erhältlich, aber damit alleine ist der Behandlungserfolg noch nicht garantiert.
Das passende Öl, die richtige Bewegung
Schon die Auswahl des Öls und der zu verwendenden Zusätze erfordert eine vorherige ayurvedische Diagnose und eine Bestimmung des Dosha-Typus. Meist wird Thalia verwendet, ein Öl auf Sesambasis. Die gängigen Rezepte sind mehrere hundert, zum Teil sogar zweitausend Jahre lang überliefert worden. Milch, Feenkraut und Süßholz sind häufig verwendete Zugaben. Das Öl wird aus etwa acht bis zehn Zentimetern Abstand auf die Stirn gegossen. Der Behandler sollte dabei nicht immer dieselbe Stelle treffen, denn das ist auf die Dauer unangenehm für den Klienten. Welche Bewegungsrichtung für den Guss zu bevorzugen ist, hängt von der Diagnose ab. Allgemein sind kreisende Bewegungen zu empfehlen. Geht es um die Synchronisation von zwei Gesichts- oder Gehirnarealen, kann aber eine Bewegung von links nach rechts und wieder zurück bessere Erfolge bringen.
Temperaturvorgaben nach dominierendem Dosha
Auch wenn das Sanskrit-Wort für den Stirnölguss ein wenig an die Gottheit Shiva, haben Shiva und Shirodhara nichts miteinander zu tun. Shiro ist der Kopf, dhara der Fluss. Einen inneren Zusammenhang gibt es aber vielleicht doch, denn Shiva steht für Freundlichkeit, die liebevolle, Glück verheißende Göttin. Und solche Ziele verfolgt auch der Stirnguss mit warmem Öl. Zwar wird Shirodhara vor allem bei Erkrankungen mit Bezug zum Gesicht eingesetzt, also Kopfschmerzen oder Gesichtslähmungen, die Behandlung wirkt aber ebenso beruhigend bei allgemeiner Unruhe und Nervosität. Vorsicht ist bei der Wahl der Temperatur geboten. Erstens darf das Öl nicht so heiß sein, dass Inhaltsstoffe zerstört werden. Leicht oberhalb der Körpertemperatur, also bei etwa 39 °C, ist spätestens Schluss. Herrscht Pitta, die Energie des Feuers und des Stoffwechsels vor, werden nur Temperaturen bis etwa 30 °C vom Klienten als wohltuend empfunden.
Bild: Bigstockphoto.com / ArtSvetlana